Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2011 Seminarbericht: Was Kreative wissen sollten
Seminarbericht: Was Kreative wissen sollten PDF Drucken E-Mail
Jedem und jeder Medienschaffenden liegt die eine Frage ganz besonders am Herzen : Wie erreicht meine filmisch erzählte Idee ein möglichst breites Publikum, und wie gelingt es mir, diese auf dem nationalen und/oder internationalen Markt erfolgreich zu platzieren?
Unter dem Motto ›Was Kreative wissen sollten – Vom Drehbuch zur Produktion‹ hat mediacampus der Medienwerkstatt Linden hierzu eine Seminarreihe angeboten, in der alle Facetten des Herstellungsprozesses von Filmproduktionen unter die Lupe genommen und praxisnah beleuchtet wurden. Namhafte Drehbuchautoren, Filmemacher und Produzenten haben in den verschiedenen Seminaren mit engagierten und interessierten Machern aus den unterschiedlichsten Bereichen der Medienlandschaft über gangbare und erfolgversprechende Wege diskutiert und nachgedacht.

drehbuchseminarrolfschbel021210Rolf Schübel
Anhand aktueller Film- und Fernsehproduktionen wurden dabei die einzelnen Schritte vom Drehbuch bis zur sendefertigen Produktion analysiert und mit Blick auf die Realisierbarkeit eigener Projekte kritisch hinterfragt und diskutiert. Rolf Schübel, renommierter und preisgekrönter Autor und Regisseur, eröffnete den Reigen und zeigte auf äußerst anschauliche Weise, wie ein Drehbuch mit viel Sensibilität und Feingespür für die Story lebendig werden kann. Tiefes und sensibles Verständnis der Figuren durch präzise Drehbuchlektüre, ein genaues Casting und Mut zu ungewöhnlichen Einstellungen und Schnitten ließen bei seinem aktuellsten Fernsehspiel Leo und Marie – eine Weihnachtsliebe einen Zauber entstehen, dem sich auch die Teilnehmer nicht entziehen konnten, als sie Schritt für Schritt die Produktion noch einmal ›durchspielten‹ und dabei feststellten, wie entscheidend die Erzählweise für dieses Filmformat ist.

drehbuchseminargerhardvonhalem081210022Gerhard von Halem
Wie nun die filmisch erzählte Geschichte realisiert und mit dementsprechenden finanziellen Ressourcen ausgestattet den Weg auch in die Kinos finden kann, führte Gerhard von Halem aus, der aus seinem Fundus jahrzehntelanger Erfahrung als Produzent und Produktionsleiter aufwendiger Kinoproduktionen schöpfen und vermitteln konnte, dass passioniertes Filmemachen mit fundiertem Finanzmanagement gekoppelt sein muss, um zum Erfolg zu führen.
Zugeschnitten auf die Produktionsbedingungen der jeweiligen Filmprojekte variiert die Bandbreite einer soliden Finanzplanung hierbei beträchtlich. Die Machbarkeit eigener Projekte erschien vor diesem Hintergrund den Seminarteilnehmern realistischer. Manch skeptischem Bedenken wich so in Anbetracht unterschiedlicher Finanzierungswege und - möglichkeiten die Sorge vor unüberwindlichen Produktionshemmnissen.

Christian Füllgraf
Da die Auswertung von Rechten auf dem nationalen und dem internationalen Markt wie vieles andere auch genauestens geregelt und vertraglich präzise festgelegt und definiert werden muss, widmete sich ein weiteres Seminar unter Federführung des Vertragsanwalts der AG Dok, Christian Füllgraf, den wichtigsten Rechtsfragen, die mit Filmproduktionen verbunden sind und sich bei der Herstellung von Filmen ergeben. Hierbei ging es vor allem um immer wieder auftretende und sich aus der Praxis ergebende Fragen, wie z.B. die Nutzung von verwendetem Material wie Musik, Fotos etc., die Berücksichtigung der Persönlichkeitsrechte Mitwirkender sowie für den Autor wichtige urheberrechtliche Themen wie den Schutz seiner Filmidee. Von zentralem Interesse war natürlich das breite Feld der Gestaltung von Verträgen (Drehbuch-, Options-, Auftragsproduktions-, Koproduktions-, Regie-, Kinoverleih- und Videogrammvertriebsverträgen), die im Zusammenhang mit Filmproduktionen abgeschlossen werden.

Christian Beetz
Die Formate für den internationalen Markt, die über europäische und darüber hinaus gehende internationale Koproduktionen entstehen, waren Gegenstand der Veranstaltung des engagierten, kreativen und erfolgreichen Produzenten, Regisseurs und Geschäftsführer der Gebrüder Beetz Filmproduktion, Christian Beetz, der am Beispiel von Produktionen aus dem eigenen Haus zeigte, dass ambitionierte Filme den Weg auf den internationalen Markt durchaus finden.
Als Fernsehproduktion bietet der nationale Markt diesen Filmprojekten vorwiegend Nischenprogramme wie ARTE mit ihren unterschiedlichen Sendeformaten. Die von der AG Dok herausgegebene Sendeplatzstudie gibt hier genaueren Aufschluss über Sendeplatzbeschreibungen, die jeder Autor und Filmemacher bei der Konzeption seines Filmes im Hinterkopf haben sollte.
Die vielen verschiedenen Möglichkeiten der Filmförderung durch eine ganze Reihe von Organisationen legte Christian Beetz den Seminarteilnehmenden dabei genauso nahe wie die diversen Filmfestivals, die neben der konkreten Vernetzungsmöglichkeit und Kontaktaufnahme manchmal auch die Möglichkeit des Pitchens des eigenen Filmprojektes bieten und damit neue Wege eröffnen können.

drehbuchseminarcarstenschler_0111006Carsten Schüler
Produktionsmöglichkeiten in Niedersachsen stellte Carsten Schüler, geschäftsführender Inhaber der Film- und Fernsehproduktion BEST COMPANY VIDEO GmbH vor, der mit seiner Firma von Hannover aus vorwiegend für den norddeutschen Markt in einer großen Formatbreite produziert.
Am Beispiel eigener Produktionen zeigte er recht anschaulich wie unterschiedliche Filmformate hochwertig hergestellt sowohl für feste Sendeplätze im NDR wie auch auf die Bedürfnisse niedersächsischer Unternehmen zugeschnitten werden können.
Zunehmend an Bedeutung gewonnen hat für Medienschaffende seiner Ansicht nach auch das Internet als neue Produktionsfläche. Podcasting, d. h. das Produzieren und Anbieten von abonnierbaren Mediendateien im Audio- und/oder Videoformat, die zeit- und ortsunabhängig aus dem Internet abgerufen werden können, wird langfristig sicher neue Produktionsmöglichkeiten schaffen und den Medienmarkt auch in Niedersachsen um eine interessante Nische bereichern.

Josh Goldberg
Der Akquise und Vermarktung von Filmen auf dem heiß umkämpften Markt der Sendeplätze im Fernsehen widmete sich abschließend das letzte Seminar, für das Josh Goldberg, Geschäftsführer der ABACUS Filmproduktion und Drehbuchautor für TV- und Kinoproduktionen gewonnen werden konnte. Anhand eigener jahrelanger Erfahrungen konnte er hilfreiche Tipps all denjenigen geben, die mit Blick auf die eigenen Filmprojekte nach realistischen Produktionsmöglichkeiten und Ansprechpartnern bei Fördereinrichtungen und in den Sendern auf der Suche sind. Wie schwierig sich diese Suche auch gestalten kann, sie sollte dennoch eher die Motivation erhöhen, nach neuen Wegen Ausschau zu halten.
Hierzu hat die äußerst interessante Seminarreihe der Medienwerkstatt Linden, die mit der breiten Palette vermittelter Informationen und Kontaktmöglichkeiten den Teilnehmern wichtige Hilfestellungen mit auf den Weg geben konnte, einen wertvollen Beitrag geleistet und einmal mehr die Qualität ihrer Weiterbildungsangebote unter Beweis gestellt. Dass sich dies in zukünftigen Filmproduktionen zeigen wird, bleibt zu hoffen.

Barbara Klimmeck, Fotos: Bernd Wolter

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 14. Juni 2011 um 08:55 Uhr