Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2013 Rückblick auf 30 Jahre Jugendfilmarbeit
Rückblick auf 30 Jahre Jugendfilmarbeit PDF Drucken E-Mail
Norbert MehmkeDie LAG Jugend & Film e.V. Niedersachsen wurde 1956 als ›Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendfilmarbeit und Medienerziehung‹ gegründet. Sie ist damit die älteste Organisation im Bereich der Medienbildung in Niedersachsen. Norbert Mehmke wurde 1984 als stellvertretender Vorsitzender gewählt und war seit 1991 der Vorsitzende der LAG, die er 30 Jahre prägte. Auf der Mitgliederversammlung der LAG im Juni 2013 hat er nach knapp 30 Jahren nicht mehr für den Vorstand kandidiert, weil er sich intensiver seiner neuen Funktion als Vorsitzender des Bundesverbandes Jugend und Film mit Sitz in Frankfurt/ M. widmen möchte.

Aus diesem Anlass haben wir Norbert Mehmke ein paar Fragen gestellt:

Was waren Höhepunkte Deiner LAGArbeit?
Mich hat am meisten fasziniert, dass wir es über die lange Zeit geschafft haben, kontinuierlich medienpädagogische Arbeit unter sich immer ändernden Bedingungen und unterschiedlichen Herausforderungen zu leisten. Das war nur möglich durch einen aktiven Vorstand der LAG und in Kooperation mit wichtigen Partnern: u.a. Film & Medienbüro, Bundesverband Jugend und Film, LKJ usw.
Neben zahllosen Wochenendseminaren und Tagungen zählen folgende Projekte zu den Höhepunkten der Arbeit der LAG Jugend & Film in den letzten 25 Jahren, die ich mit geprägt habe:
- die niedersächsischen Kinderfilmtage in den Jahren 1986 bis 2001, die der Treffpunkt der Kinderfilmszene im Land waren.
- das Kinderfilmfest ›Sehpferdchen‹, das zusammen mit der Landeshauptstadt und dem MPZ Hannover 1998 von der LAG gegründet wurde und seitdem stattfindet und das einzige landesweite Kinderfilmfestival ist.
- die Schulfilmtourneen, die bereits vor den SchulKinoWochen zwischen 1997 und 2003 stattfanden.
- der internationale Jugendmedienaustausch in Form von Seminaren in und mit Spanien, Israel und Polen.
- die aktive Filmarbeit im Rahmen der ›Jungen Filmszene Niedersachsen‹ mit dem Netzwerk der Nachwuchsfilmer im Land. Dazu gehören auch die ›Sommercamps‹, die jährlich seit 2001 stattfinden und erfolgreiche Kurzfilme produzieren, und die ›Göttinger Filmklasse‹, in der junge Menschen außerhalb der Schule Grundlagen der Videoarbeit vermittelt bekamen.
- Die ›berufsbegleitende Fortbildung zum Videopädagogen‹ bildete in drei Durchgängen zwischen 1998 und 2003 Lehrer und Fachkräfte der Jugendarbeit in der aktiven Videoarbeit aus.
- Seit 1997 ist die LAG Mitveranstalter der ›Uelzener Filmtage‹. Es ist der älteste Jugendfilmwettbewerb in Niedersachsen und bringt alle zwei Jahre die Szene der Nachwuchsfilmer in Uelzen zusammen.

Das größte und erfolgreichste Projekt der LAG ist jedoch das ›Mobile Kino Niedersachsen‹. Seit 1992 tourt es durch ganz Niedersachsen und bringt das Kulturgut Film zurück in die vielen kinolosen Orte des Landes. Neben einem festen Abo-Programm gibt es viele Einzelveranstaltungen und Open-Air-Kino. Im letzten Jahr besuchten mehr als 20.000 Zuschauer die fast 400 Vorführungen des MKN.

Seminar der LAG 1995
Norbert Mehmke (Mitte) bei einem Seminar der LAG 1995.


Was war die größte Enttäuschung?
Mit der Gründung der nordmedia hat sich das Land weitestgehend aus der Verantwortung der Medienkompetenzförderung herausgezogen. Während die LAG seit 1992 institutionell gefördert wurde, wurde die Förderung der Medienkompetenzangebote der LAG zwei Jahre nach Gründung der nordmedia von einem Tag auf den anderen ersatzlos eingestellt. Lediglich einzelne Projekte wurden danach gefördert. Das bedeutete einen schmerzlichen Einschnitt in die kontinuierliche Arbeit, die danach nur noch ehrenamtlich geleistet werden konnte. Im Jahr 2000 haben wir mehr als 30 Fortbildungen angeboten. Heute sind es lediglich 2-3 Seminare im Jahr.

Was hat sich in den letzten Jahren geändert?
Das Medienverhalten der Kinder und Jugendlichen zusammen mit der technischen Entwicklung hat sich grundlegend verändert. Eine Bilderflut in TV und Internet drängt auf die Zielgruppe der jüngsten Mediennutzer ein. Oberflächlich betrachtet können sie damit auch umgehen. Trotzdem verstehen sie viele Mechanismen der Medien nicht. Hier würden wir gern wieder mit Fortbildungsveranstaltungen ansetzen. Grundlagen der Filmkompetenz (wie funktioniert ein Film? Wie ist die Filmsprache? usw.) sind immer auch Grundlagen der Medienkompetenz.

Gibt es Wünsche an die neue Landesregierung?
Der größte Wunsch (auch für den neuen Vorstand der LAG) ist sicherlich, dass die bisherige kontinuierliche Arbeit wieder entsprechend anerkannt und gefördert wird. Hierbei liegt der Schwerpunkt auch zukünftig in der außerschulischen Kinderund Jugendkulturarbeit. Kooperationen mit Schulen sind sicherlich wichtig, aber die Erfahrungen in der Medienarbeit außerhalb dieser Institution sind für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ebenso wichtig. Medien bieten hier einen sehr guten Zugang zu der Zielgruppe. Die Kooperation mit anderen Organisationen und Institutionen in einem Netzwerk sind dabei unerlässlich.

Neuer Vorstand der LAG Jugend & Film Niedersachsen:
Die Mitglieder wählten nach dem Ausscheiden von Norbert Mehmke Holger Tepe (Osnabrück) zu dessen Nachfolger. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Klaus Kooker (Göttingen), Stellv. Vorsitzender, Ingrid Schinkel (Uelzen), Schatzmeisterin. Beisitzer sind: Thomas Kirchberg (Göttingen), Sebastian Baller (Hamburg), Axel Brunotte (Hannover), Stefan Berendes (Osnabrück) und Sascha Heppe (Göttingen).
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 10. September 2013 um 12:54 Uhr