Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2012 Vorspann Rundbrief 106
Vorspann Rundbrief 106 PDF Drucken E-Mail
karl_2010
Dieser Rundbrief ist wieder voll interessanter Themen und Informationen und so umfangreich wie lange nicht mehr. Und dennoch mussten einige Beiträge gekürzt oder auf die September- Ausgabe verschoben werden. Mehr war leider weder finanziell noch zeitlich möglich, denn jeder Bogen mit vier Seiten erhöht die Druckkosten um mind. 200 Euro und die redaktionelle Arbeitszeit um mehrere Stunden.

Wie so häufig in der jahrzehntelangen Rundbrief-Geschichte entstehen diese Zeilen mal wieder spät in der Nacht bei einem Glas Rotwein (ob es dabei bleibt?). Aber ich will Sie nicht langweilen mit Nabelschau oder der Preisklasse des Rotweins, sondern auf einige Beiträge im Heft besonders hinweisen und Themen oder Veranstaltungen erwähnen, die es nicht bis zu einem eigenen Beitrag geschafft haben.

Da wäre das Treffen einiger Filmbüros in Stuttgart: Ja, es gab mal zwischen 1978 und etwa 1990 eine kurze Phase, in der Filmbüros, allen voran das Hamburger Filmbüro und das Filmbüro NW, eine wichtige Rolle in der Medienlandschaft spielten. Den Filmbüros gelang es als Interessenvertreter der Filmszene, gänzlich neue Kommunikationsstrukturen aufzubauen, neue selbstverwaltete Filmförderungen einzurichten und auch sonst noch viel neues und sinnvolles in die Wege zu leiten. Die Filmfördergremien wurden meist durch die Mitglieder der Filmbüros gewählt. Nun, das ist in den meisten Bundesländern längst Geschichte. Denn mit der Aussicht auf mehr Fördermittel stimmten viele Filmemacher für die Einrichtung von Förder-GmbHs, mit den bekannten Folgen.

Einige sogenannte Filmbüro-Gallier trafen sich nun also, um Pläne zu schmieden, wie die Dominanz der TV-Sender auf die Förderungen zurückgedrängt werden kann. Natürlich wird an dieser Stelle nicht verraten, welchen Zaubertrank die Filmbüro-Gallier brauen werden und mit welchen Verbündeten man sich zusammen schließen wird.

Klar ist nur, dass es so nicht mehr lange weiter geht – weder für die unabhängige kulturelle Filmszene noch für die TV-Sender noch für die Filmförderungen und die sie tragenden Gesellschafter. Denn überall spürt man die Unzufriedenheit mit den erstarrten Systemen, die sich oft vorrangig das eigene Überleben sichern. Nirgends ein Zeichen von Veränderung. Also muss hier wieder die Basis ran, die jungen (und auch die alten?) Kreativen, die Filme machen wollen, die für die Weiterentwicklung der Gesellschaft relevant sind. Erinnern wir uns: vor 50 Jahren wurde mit dem Oberhausener Manifest ein erster und entscheidender Umbruch eingeläutet. Weitere Impulse brachten der Junge deutsche Film und – wie bereits erwähnt – die Filmbüros. Nun sind dringend neue Impulse erforderlich und es müssen Fragen gestellt werden nach den Aufgaben einer Filmförderung. Hierzu braucht es natürlich Zusammenschlüsse, oder wie es Pepe Danquart bei dokville formulierte: ›Bildet Banden, seid radikal, macht euch unabhängig von den Mächtigen‹. Dann sagte er noch mit leichter Ironie: ›Legt euch nicht mit dem Fernsehen und den Förderern an‹. Doch er erntete Widerspruch von einem ehemaligen Fernsehmann der da sagte: ›Man darf die Öffentlich- rechtlichen nicht in Ruhe lassen, man muss ständig Druck machen‹. Mehr dazu können Sie im Dokville-Beitrag lesen.

Wie geht es also weiter? Wir werden natürlich an diesem und weiteren Themen dran bleiben und als Film & Medienbüro Niedersachsen im Herbst entsprechend unsere Forderungen zur Landtagswahl an die Parteien richten. Das Netzwerk der Niedersächsischen Filmfestivals hat ja bereits einen ersten Protest gegen den Wegfall der EFRE-Förderung ab 2014 formuliert. Mehr dazu und auch zum Streit um die Kürzungen beim Filmfest Oldenburg in diesem Rundbrief.

Bis zur September-Ausgabe wünschen wir einen schönen Sommer und anregende Lektüre. Wie immer freuen wir uns über Leserbriefe, Beiträge, neue Abonnenten und neue Mitglieder.

Karl Maier

Foto: www.angelavonbrill.de
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 31. Mai 2012 um 09:52 Uhr