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Gradierwerk als Projektionsfläche für medialen Bilderkosmos PDF Drucken E-Mail
3. Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde Ausschnitt AES+F, The ›Feast of Trimalchio‹
AES+F, The ›Feast of Trimalchio‹, 2009 25-kanalige Videoinstallation, Projektion auf Neues Gradierwerk, 312 m Länge. Ausschnitt-Foto: (c) www.kerstin-hehmann.de

Etwa 160.000 Besucherinnen und Besucher haben sich von Oktober 2011 bis zum 8. Januar 2012 an den leuchtenden Bilderwelten auf rund 11.000 Quadratmetern Gradierwänden begeistert. Damit wurde der Kurort Bad Rothenfelde mit seinen 7.500 Einwohnern zum Mekka für Kunstinteressierte und Laien, denen bei annähernd 300 Führungen die Besonderheiten der Kunstwerke und der Projektionskunst vermittelt werden konnten. Dank modernster Technologie und annähernd 50 lichtstarken Beamern konnten auf den insgesamt über 1.000 m langen und bis zu 13 m hohen Wänden der historischen Gradierwerke die Arbeiten von Künstlerinnen und Künstler aus Russland, Südkorea, Israel, Österreich, Japan, Bulgarien und Deutschland allabendlich betrachtet werden.

Die russische Künstlergruppe AES + F zeigte die 25 kanalige Videoprojektion ›The feast of Trimalchio‹, die 2009 auf der Biennale in Venedig lief. Die klassische Physiognomie der Models und ihre oft anachronistische Kostümierung erinnerte an italienische Renaissance-Gemälde. Das südkoreanische Künstlerpaar Mioon war u. a. auf der Documenta 19 in Kassel vertreten. Während der Projektionsbiennale präsentierten sie in dem Werk ›With or Without you‹ das Panoramabild einer Großstadt. Die Bilder einer nächtlichen Stadtansicht verwandelten sich in eine künstlich gestaltete Videowand mit vielen farbigen Fenstern. Mit dabei auch der deutsch-japanische Künstler Kanjo Také, der für seine Installation ›Invision‹ Fotografien zusammenstellte, die unter die Oberbegriffe Kosmos und Urgewalt zu fassen sind. Der Österreicher Klaus Obermaier zeigte seine interaktiven Arbeiten ›Dancing House‹ und ›Youshape‹.

Gradierwand als Datenträger

Im Mittelpunkt des umfangreichen Programms zur Finissage am 7. Januar standen die Performance ›SichtLaut‹ der belgischen Künstlerin Sigrid Tanghe mit ihrem Team und eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion. In der Performance verschmolzen Malerei, Musik und Tanz.

Über ›Medialer Bilderkosmos kontra farbige Beleuchtung‹ diskutierten Prof. Peter Weibel, Künstler und Direktor des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie Karlsruhe, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, langjähriger Direktor der Kunsthalle Bremen und Initiator wie Begleiter der Videokunst in Deutschland, Katarina Veldhues, Künstlerin, Andreas Kaufmann, Künstler und Kanjo Také, Künstler, moderiert von Michael Stoeber, Kunstkritiker aus Hannover. Die Projektion in Bad Rothenfelde sei eine Chance für die Künstler, außerhalb von Museumsräumen ein Publikum zu finden und müsse deshalb nicht nur hier sondern auch an anderen Orten entsprechend weiter entwickelt werden, empfahl Wulf Herzogenrath.

Peter Weibel bezeichnete die Gradierwände als Datenträger und wünschte sich noch mehr Kunstwerke, die genau für diese Projektionsflächen geschaffen werden. Vielleicht geht sein Wunsch bei der 4. Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde im Herbst 2013 in Erfüllung.

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Mioon, ›With or Without You‹, 2011, 7-kanalige Videoinstallation, Projektion auf Neues Gradierwerk, Foto (c): Carola Loeser, Copyright: Mioon

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Weitere Infos: www.lichtsicht-biennale.de
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 24. Mai 2012 um 09:33 Uhr