Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2011 ARD lässt Dokumentarfilm-Verhandlungen scheitern
ARD lässt Dokumentarfilm-Verhandlungen scheitern PDF Drucken E-Mail
Nach monatelangen Verhandlungen um bessere Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduktion im Deutschen Fernsehen sind die Gespräche zwischen der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm / AG DOK und Vertretern der ARD im November 2011 ergebnislos abgebrochen worden.

›Wir hätten zwar hier und da ein paar kosmetische und Verbesserungen erreichen können, aber in den zentralen Fragen hat sich die Sender-Seite keinen Millimeter bewegt‹, resümiert AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel das Ergebnis der insgesamt sechs Verhandlungsrunden, an denen auch Produzenten aus dem Umfeld der vor kurzem gegründeten Dokumentarfilm- Sektion der Produzenten-Allianz beteiligt waren. ›Wir brauchen keine Placebos mehr. Was wir brauchen, sind substantielle Fortschritte, die den kleinen unabhängigen Produktionsfirmen und ihrem wichtigen kreativen Potential das Überleben sichern!‹

Ziel der Gespräche sollte die Vereinbarung fairer Vertragsbedingungen in einem Programm-Bereich sein, der zwar im Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags steht, der aber von den Sendern finanziell ausgetrocknet und vernachlässigt wird. Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau. Nicht zuletzt deshalb hatten die Bundesländer bereits 2008 in einer Protokollnotiz zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag gefordert, die Sender müssten Urhebern und freien Produzenten ›ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte‹ gewähren.

›Wenn aber trotz monatelanger Verhandlungen für so genannte voll finanzierte Auftragsproduktionen noch nicht einmal die tatsächlichen Produktionskosten anerkannt werden, dann ist das weder fair noch ausgewogen.‹ Die öffentlich-rechtlichen Sender nutzten dokumentarische Programme zwar gerne als Feigenblatt, wenn sie die Erfüllung ihres Informations- und Kulturauftrags betonen – aber keiner sagt, unter welchen Bedingungen solche Aushängeschilder des Qualitätsfernsehens entstehen. ›Autoren und Regisseure, die im Dokumentarfilmbereich für freie Produktionsfirmen arbeiten, werden von allen Kreativen in der Medienbranche am miserabelsten bezahlt, sie kriegen keine Wiederholungshonorare und die Produzenten können aus den Erlösen noch nicht einmal die laufenden Betriebskosten finanzieren‹, stellt die AG DOK fest. Einer entsprechenden Modellrechnung der Produzentenseite hat die ARD nicht widersprochen.

Statt dessen haben die Sender zentrale und für das wirtschaftliche Überleben der kleinen und mittleren Produktionsfirmen entscheidende Kalkulationsposten rigoros als ›nicht verhandelbar‹ bezeichnet. Abweichungen sollten allenfalls ›im Einzelfall‹ und ›mit besonderer Begründung‹ möglich sein. Diese starre Haltung brachte die Verhandlungen letztlich zum Scheitern.

Aus einer Pressemitteilung der AG DOK
Info: www.agdok.de

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 20. Dezember 2011 um 14:04 Uhr