Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2011 Interview: 11. Juliane Bartel Preis
Interview: 11. Juliane Bartel Preis PDF Drucken E-Mail
pari_niemannFrau Niemann wie weit sind die Planungen zum Frauenmedienpreis 2011 ?
Pari Niemann: Wir haben, wie auch in den Vorjahren, über 100 Einreichungen bekommen. 1/3 davon sind Hörfunkbeiträge und der Rest Fernsehfeatures und Filme. Es gibt eine Vorjury, die sich aus Mitgliedern des Beirates zusammensetzt, die zunächst die besten Beiträge auswählt und nominiert. Die Hauptjury wird dann unmittelbar vor der Preisverleihung die Preisträgerinnen und Preisträger ausloben. Es dürfen sich Autorinnen wie Autoren bewerben.
Hauptsache ist, dass die Beiträge ein faires und gleichberechtigtes Frauenbild zeigen und Frauen in ihrer Rollenvielfalt oder als aktiv Handelnde abbilden. Am 3. November 2011 werden dann die Preise im NDR Landesfunkhaus Hannover verliehen.

Welche Themenschwerpunkte gibt es bei den Geschichten und Beiträgen die eingereicht werden?
Pari Niemann: Sehr viel sind es die Gleichstellungsthemen, Rollenbilder, ganz besonders berufliche Situationen von Frauen. Neben der Gleichstellung im beruflichen Leben geht es aber auch um Darstellungen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zeigen, Dann natürlich auch Situationen von Frauen mit Kindern, speziell die von Alleinerziehenden. Soziale Fragen werden natürlich auch immer wieder aufgenommen. Dazu gehören Themen wie Frauen und Armut.
Kulturelle Themen gehören natürlich auch dazu, Frauen in anderen Kulturen wäre da so ein Schwerpunkt. Oft haben wir Einreichungen, die Geschichten über Flüchtlingsfrauen, die Situation von Migrantinnen und die Asylproblematik erzählen. Dann bekommen wir sehr viele Beitrage über Frauen und Gesundheit mit einem genderspezifischen Blick. Viele Beiträge zu Frauen und Behinderung oder Frauen im Alter, natürlich auch Hörspiele und Fernsehfilme in denen Frauen eine besondere Rolle spielen oder Frauen porträtiert werden.
Also, es ist eine Bandbreite die ich selbst vorher gar nicht erahnt hätte. Es gibt so viele gute und schöne Geschichten und Facetten die man erzählen kann, wenn man aus der Sicht der Frauen einfach hin guckt.

Hat sich in den vergangenen Jahren auch der Stil, der Inhalt und die Qualität geändert?
Pari Niemann: Ja vom inhaltlichen würde ich sagen, die Beiträge sind vielfältiger, sensibler und präziser geworden. Und vom darstellerischen also, wenn ein Beitrag sensibler geworden ist, dann ist er auch in der Form sensibler, das sieht man dann an vielfältigeren Bildern und an der Sprache. Was ich auch sehr gut finde, was wir alle feststellen ist, dass es viel mehr Geschichten gibt. Es gibt bestimmte Dauerrenner, z.B. Familie und Beruf, aber es gibt auch ungewöhnliche Themen über Frauen oder über Frauen die was Außergewöhnliches machen.

Der Juliane-Bartel-Medienpreis würdigt Autorinnen und Autoren und richtet sich an Produktionsgesellschaften und private und öffentlich-rechtliche Sender.Warum werden immer noch so wenige Beiträge aus dem Bereich des privaten Rundfunks eingereicht?
Pari Niemann: Genau kann ich das nicht nachvollziehen.Wir haben auf diese Frage auch keine Antwort. Also ich vermute, dass es vielleicht in den Sendern liegt. Wir schicken die Unterlagen natürlich an die Häuser, an die Leitungen aber vielleicht werden die Infos nicht so weitergegeben, das kann ich mir vorstellen.
Wir haben in der Jury immer auch Journalistinnen aus dem Privatrundfunk. Die nehmen ihre Aufgabe als Jurymitglied sehr engagiert und motiviert wahr. Wir hatten auch schon sehr prominente Vertreter aus diesen Sendern. Sie stehen dahinter, aber das reicht leider nicht. Es muss innerhalb der Sender intensiver für den Frauenmedienpreis geworben werden, damit sich auch die Journalistinnen und Journalisten oder Autorinnen aus den privaten Sender bewerben.
Bei ARD und ZDF funktioniert das, allein schon deshalb weil die Gleichstellungsbeauftragten hinter dem Preis stehen und dafür sorgen dass die Informationen in den Häusern verteilt werden. Als Grund wird natürlich auch immer genannt, die Privaten machen nicht soviel solcher Beiträge, soziale und sogenannte ernste Themen.
Man glaubt immer, wenn man Frauenthemen macht müssen das immer ernste Themen sein. Wir denken, dass es bei den Privaten auch viele Frauenthemen gibt die aus der Unterhaltung kommen. z.B. solche Sendungen wie ›Ladykracher‹. Und auch diese Sendungen können zum Frauenmedienpreis eingereicht werden.

Was wünschen sie sich für den diesjährigen Juliane Bartel Medienpreis und für die Zukunft?
Pari Niemann: Also ein besonderer Wunsch ist, dass es mehr Öffentlichkeit für den Preis gibt, mehr öffentliche Resonanz. Der Juliane Bartel Medienpreis ist immer noch ein Preis, der in Fachkreisen einen höheren Wert hat und der leider in der breiten Öffentlichkeit noch nicht so bekannt ist. Da brauchen wir noch mehr Berichterstattung. Es gibt Sender die darüber berichten, gerade der NDR macht das natürlich. Aber ich wünsche mir, dass es noch mehr Veröffentlichungen, vor allem in der Presse, mit mehr schönen Bildern, gibt.

Interview und Foto: Angelika Schürmann

Pari Niemann ist Referentin der Direktion im NDR Landesfunkhaus Niedersachsen und u.a. für den Juliane Bartel Medienpreis verantwortlich. Außerdem ist sie eine der Initiatorinnen dieses Preises. 1997 wurde er aus einer Initiative der Gleichstellungsbeauftragten des NDR Landesfunkhaus Hannover in Kooperation mit dem damaligen Frauen- jetzt Sozialministerium, der damaligen Landeszentrale für Politische Bildung, dem Referat für Gleichstellung, den kommunalen Frauenbeauftragten, der Landesmedienanstalt (NLM) und Vertreterinnen des Landesfrauenrates aus der Taufe gehoben. Die Federführung hat seitdem das Nds. Sozialministerium und die Sozialministerin die Schirmherrschaft. Der Preis wurde nach Juliane Bartel (geb. 1945), einer couragierten Journalistin und Moderatorin (3nach9) benannt, die 1998 gestorben ist. Seit 2001 wird der Frauenmedienpreis jährlich vergeben.

In der Jury des Juliane-Bartel-Medienpreises sind Vertreter/ innen der Print- und Hörfunkmedien und des Fernsehens. Es sind u. a. Prominente Moderator/innen, Redakteur/ innen und Journalist/innen, darunter auch immer welche mit Migrationshintergrund. Die Jurymitglieder des Juliane Bartel Medienpreises 2011 Golineh Atai, Journalistin WDR Tayfun Bademsoy, Schauspieler Silke Baumgarten, Journalistin BRIGITTE Susanne Broß, Studioleiterin RTL Nord Maria Gresz, Spiegel TV Andreas Neumann, RadioBremen Buten & Binnen Lisa Ortgies, frau tv WDR Judith Rakers, Moderatorin NDR Carmen Thomas, Leiterin Moderationsakademie 11. Juliane Bartel Medienpreis
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 13. September 2011 um 12:02 Uhr