Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2010 Deutsche Produktionen erneut erfolgreich in Guangzhou (China)
Deutsche Produktionen erneut erfolgreich in Guangzhou (China) PDF Drucken E-Mail
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Vor der Weltpremiere: Produzent Donato Rotunno von Tarantula Luxembourg.
Foto: Rüdiger Mörsdorf

Mit der Übergabe des Hauptpreises (Grand Prize der Jury) am 6. Dezember 2010 an Georg Tschurtschenthaler für den deutschen Wettbewerbsbeitrag Herbstgold (Produktion: Gebrüder Beetz Filmproduktion, Regie: Jan Tenhaven) begann das diesjährige Guangzhou International Documentary Film Festival (GZ DOC) - fast schon ein Alleinstellungsmerkmal dieses chinesischen Dokumentarfilmfestivals, das die Preisträger frühzeitig im Festivalverlauf bekannt gibt. Bereits zum fünften Mal spiegelt sich die traditionelle Kooperation zwischen der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK), DOK Leipzig und German Films auf deutscher Seite und GZ DOC als chinesischer Partner nicht nur in den fünf für den Wettbewerb nominierten deutschen Produktionen und dem erneuten Gewinn des Hauptpreises wider. Parallel waren deutsche Filme auch in weiteren Sektionen des Festivals zu sehen, und deutsche Teilnehmer waren vor allem zu den Kernbereichen des Festivals, den Industry events, eingeladen.

Seit Mitte 2010 Jahr läuft das vom EDN, von Documentary Campus und der Guangzhou Documentary Association organisierte ›Crossing borders training and exchange programme‹ für Dokumentarfilmprojekte aus Australien, China, Europa, Korea, Malaysia und Singapur. Nach Workshops in Shanghai und Leipzig war jetzt der in Guangzhou der vorläufig letzte. Unter den am letzten Festivaltag gepitchten Projekten war mit Michael Chauvistrés Shanghai Sauerkraut auch ein deutsches Projekt über zwei deutsche Bierbrauer in China. Seine Erwartungen seien in Guangzhou erfüllt worden, da es einen vielfältigen Austausch darüber gab wie sein Projekt von potentiellen Kooperationspartnern in Asien gesehen wird und z. B. der Shanghai Documentary Channel konkretes Interesse am Projekt geäußert hätte, so Chauvistré.

15 internationale TV-Redakteure und Producer aus aller Welt, darunter aus Deutschland Hans Robert Eisenhauer für ZDF/Arte und Barbara Biemann für den NDR, begutachteten die Crossing Borders Pitchings. Sie kommentierten auch die Projekte einer Reihe von chinesischen und asiatischen Autoren und Produzenten, die vor einem großen Fachauditorium in jeweils acht Minuten präsentiert wurden. Bereits am Vortag (›Meet the Commissioning Editors!‹) stellten sie ihre Sender und deren Dokumentarformate vor. Neben den asiatischen NHK Japan, Phoenix Hongkong, Discovery Networks Asia Pacific, Shanghai Documentary Channel und National Geographic Channels Taiwan waren hier u.a. ETV South Africa, KETC TV St. Louis (USA), BBC World und CBC Kanada vertreten. Spätestens während des ›Producers’ Day‹ wurde klar, dass in den letzten Jahren eine Reihe von Co-Produktionen zwischen China und Europa ihren Anfang in Guangzhou gemacht hatten. George Kalomenopoulos formulierte es während der Präsentation seiner ›2k Films‹ (Athen) so, dass er aufgrund eigener Erfahrungen jetzt feststellen könne, dass GZ DOC nicht nur Trends setze, sondern dass das GZ DOC-Netzwerk erfolgreich arbeite. Weltpremiere hatte am 8. Dezember die deutsch-luxemburgisch-französische Koproduktion Summen und Flüstern der Großregion, eine philosophisch-historische Betrachtung der 1.500-jährigen Geschichte der Region in der Mitte Europas um die heutigen Länder bzw. Regionen Saarland, Rheinland Pfalz, Lothringen und Luxembourg. Mit dem luxemburgischen Produzenten Donato Rotunno (Tarantula productions), dem deutschen Regisseur Rüdiger Mörsdorf und der Cutterin Ute Biedinger waren drei der Beteiligten nach Guangzhou gekommen und diskutierten nach der Vorführung lange mit dem chinesischen Publikum.

Hier in China stellte sich aus asiatischer Perspektive betrachtet heraus, dass die Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten einer zentralen Region in der Mitte Europas, der der Film eine geistige, geistliche und kulturelle gemeinsame Geschichte nachweist, stellvertretend für die Zukunft ganz Europas stehen und von einer wirklichen politischen wie spirituellen Vereinigung träumen lassen können.

Eine Zukunft, die auch beim kommenden GZ DOC mit einer vereinigten europäischen Teilnahme konkreter werden könnte. Vereinbart wurde - unter der polnischen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 2011 - auf ein gemeinsames Filmprogramm und Auftreten zumindest Polens, Frankreich, Deutschlands und Luxembourgs in Guangzhou hinzuarbeiten.

Jörg Witte
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Jörg Witte in China, Foto: Adele Mecklenborg
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 23. Dezember 2010 um 11:22 Uhr