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auf dem Guangzhou Documentary Film Festival China Dezember 2008
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Von links nach rechts: Hans Stefan Heyne, Studio Hamburg, Patricia Schlesinger, NDR, Hiltrud Boldt-Schiffer, Consultant Guangzhou Festival, Jörg Witte, AG DOK, beim Empfang des deutschen Generalkonsuls. | Foto: George Kalomenopoulos

›Ein wichtiger Ort der Vernetzung und der intellektuellen Resourcen!‹ So charakterisierte Pat Ferns (ferns productions, Canada), Koordinator und Moderator der Documentary Market-Veranstaltungen das Festival in Guangzhou. Dies spiegelt sich wieder in einer gestiegenen Anzahl teilnehmender Dokumentarfilmproduzenten aus aller Welt – und in einer größeren Gruppe deutscher Produzenten, die nach China gereist waren.
Für diese und ihre internationalen Kollegen und Kolleginnen bot sich die Möglichkeit, ihre Arbeiten und ihre Firmen einem chinesischen Fachpublikum am sogenannten Producers Day vorzustellen.
Die nicht nur von deutscher Seite immer wieder kritisierte relative Nichtöffentlichkeit des Festivals hat sich verändert: Es gibt in den örtlichen Kinos mehr und mehr öffentliche Vorführungen. Der Internationale Wettbewerb allerdings spielt weiter eine eher marginale Rolle in der Gesamtstruktur des Festivals. Die internationale Jury vergab den Hauptpreis an den tschechisch- italienischen Dokumentarfilm Peace with seals, eine Special Mention ging an den deutschen Film Detecting Danger von Herbert Ostwald.
Für den sogenannten Producers Day waren die deutschen Produzenten Tamara Wyss, Björn Jensen (Ginger Foot Film), Stefan Tolz (Filmpunkt), Arne Birkenstock (Fruitmarket), Klaus Scheurich (Marco Polo Film) und Hans Stefan Heyne (Studio Hamburg) eingeladen, sich und ihre Firma vorzustellen. Bei insgesamt 40 internationalen Produzenten aus aller Welt eine gute Quote.
Leider waren die nach Guangzhou gereisten internationalen TV-Redakteure und Programmdirektoren auf einer Parallelveranstaltung, so dass das Zielpublikum für die Produzenten die anderen anwesenden Produzenten waren - etwas unglücklich, da doch viele bereits Projekte in China realisiert oder neue Projekte vorgestellt haben, so dass zumindest die chinesischen TV Redakteure hätten dabei sein sollen.
Dieses Manko konnte immerhin ein wenig wettgemacht werden als zwei Tage später die One-to-one-Meetings die internationalen Produzenten mit den internationalen und chinesischen TV-Redakteuren zusammenbrachten.
Zufrieden äußerte sich Arne Birkenstock (7000 kilometres from home): ›Die Chinesen im vollbesetzten Kino haben sich über unseren Vierteiler köstlich amüsiert und die Einkäufer waren ganz angetan von meinem nächsten Projekt.‹ Insgesamt ist die Teilnehmerzahl bei allen Documentary Market - Aktivitäten enorm gestiegen. Auch bei den internationalen Produzenten, einzig die Zahl der akkreditierten TV Redakteure hat leicht abgenommen.
Zwei Tage lang sind erneut chinesische Projekte gepitcht worden, die allerdings weniger spannend schienen als noch 2 Jahre zuvor. Die Themen werden alltäglicher. Alte Menschen, Musik und Tradition im Kloster, Popmusik in Sinkiang, Kinder, die sich früh durchsetzen müssen… haut einen alles nicht vom Hocker. Vielleicht das Projekt, einen Antonioni Film über die VR China aus dem Jahr 1971 mit heutigen Augen wieder zu sehen.
Da die gepitchten Projekte als eine Art Wettbewerb organisiert sind, bei dem die anwesenden internationalen TV-Redakteure nicht nur die Finalisten auswählen, sondern auch die drei mit dem höchsten Marktpotential benennen mussten, gab es einen unangefochtenen Gewinner: The war of growing up (Shanghai Media Group Documentary Channel).

Deutsche Präsenz in Guangzhou
Die deutsche Beteiligung in der Woche des GZ DOC Festivals bestand 2008 aus drei Komponenten: Die German Documentaries screenings in Kooperation des Festivals mit der AG DOK und DOK Leipzig. Dann die Dokumentarfilmreihe im Rahmen der Deutschen Kulturwochen in China Deutschland und China gemeinsam in Bewegung (DuC). Und: Begonnen hatte das deutsche Programm in Guangzhou mit der internationalen Premiere des Dokumentarfilmprojekts Das Image der Politik und der Politiker.
In der Residenz des Deutschen Generalkonsuls in Kanton (wie Guangzhou dort weiter heißt) wurde stundenlang in Anwesenheit der Produzentin Barbara Wackernagel- Jacobs über das Image von Politikern bei Jugendlichen und die Frage, wie erscheint Politik und damit die parlamentarische Demokratie in Schule, diskutiert. Der für diese Veranstaltung ausgewählte Teil des umfangreichen Projekts war übrigens das filmische Portrait des niedersächsischen Ministerpräsident Christian Wulff, der jetzt auch in Kanton noch etwas bekannter sein dürfte.
Alles in allem eine starke deutsche Präsenz, die das gewachsene Interesse deutscher Produzenten an China – und der chinesischen Partner an Deutschland belegt und die 2009 mit Sicherheit weiter intensiviert wird. So wurde in Gesprächen der AG DOK mit der Documentary Film Commission of China eine Informations- und Kontaktreise deutscher Produzenten nach China Herbst 2009 eingeplant.

Jörg Witte

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 23. Februar 2010 um 13:09 Uhr