Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2009 Wie sieht eine zeitgemäße Filmbildung aus?
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›Vision Kongress 08: Film - Kompetenz - Bildung‹
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Kindertiger-Gewinner Michael Demuth mit der Kinderjury. | Fotos: VISION KINO/Jankowski

Filmbildung ist (wieder) in aller Munde. Dies wurde auf dem zweiten bundesweiten Kongress von Vision Kino vom 3. bis 5. Dezember 2008 deutlich. Im Filmhaus am Potsdamer Platz in Berlin trafen sich Filmemacher, Kulturschaffende, Lehrer, Schüler, Kinobetreiber und Filmverleiher wie auch Wissenschaftler und Politiker, um gemeinsam über die Zukunft der Filmbildung für Kinder- und Jugendliche im schulischen und außerschulischen Kontext zu diskutieren. Sie suchten nach innovativen Wegen in der Vermittlung von Filmkompetenz.

Verschiedene Ansätze – ein Ziel
vision_kino03Deutlich wurde in den vielen Diskussionsrunden und Workshops, dass es unterschiedliche Ansätze zur schulischen Filmbildung gibt. So wird in Bremen ein Modell favorisiert, das Filmbildung an das Fach Deutsch ankoppelt mit der Forderung, ab Klasse 5 verbindlich pro Jahrgangsstufe einen Spielfilm zu behandeln.
In Bayern werden Lehrkräfte zu Filmlehrern fortgebildet, die dann an ihrer Schule ein ›Kompetenzzentrum Film‹ aufbauen. Ziel ist dabei, zum einen an der Schule Filmarbeit professionell zu betreuen, sei es als Projekt oder im Rahmen der Profilbildung Film/Video als Grundkurs in der Oberstufe zu etablieren, bei dem die erbrachten Leistungen unmittelbar ins Abitur mit einfließen. Zum anderen dienen die Kompetenzzentren als Fortbildungszentren, um weitere Lehrer für die Filmarbeit zu qualifizieren.
Die Pädagogische Hochschule Freiburg hat ein Filmcurriculum entwickelt, das davon ausgeht, dass ›Film als Gesamtkunstwerk darstellt, das sich aus dem Zusammenwirken verschiedener Künste und Techniken speist.‹ Deshalb sollen die drei Fachdidaktiken (Deutsch, Musik, Kunst) aufeinander abgestimmt und ein fächerübergreifendes Kompetenzmodell für Filmbildung bilden.
Vision Kino hingegen kann sich Filmbildung in der Weise vorstellen, dass regelmäßige Kinobesuche für Schulen organisiert werden, bei denen dann Filmschaffende dem jungen Publikum Rede und Antwort stehen.

Bildungsstandards zur Filmbildung
vision_kino02Allen Ansätzen ist gemein, den Film als festen Bestandteil der kulturellen und politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen zu etablieren. Allerdings betonte Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung in seinem Grußwort, dass es alle bewegten Bilder sind, die in der modernen Gesellschaft eine bedeutende Rolle spielen. ›Musikclips, Kino- und Fernsehfilme sowie Internetvideos prägen dabei besonders den Alltag und die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen.‹
Bleibt zu hoffen, dass die unterschiedlichen Positionen nicht gegeneinander arbeiten, sondern sich gegenseitig anregen und auf gemeinsame Standards einigen können. Hilfreich könnte in diesem Zusammenhang der vom Arbeitskreis Filmbildung vorgestellte Entwurf zu den Bildungsstandards Film sein.
Deren Erarbeitung war eine Forderung des 1. Vision Kino Kongresses 2006.

Film und interkulturelle Bildung
Ein weiterer interessanter Aspekt wurde in der Gesprächsrunde zur Erreichbarkeit von Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Bildungskontexten diskutiert.
Einerseits habe der Film als Medium große Möglichkeiten einer kulturübergreifenden Wertevermittlung und könne damit auch bildungsferne Schichten gut erreichen. Andererseits, so eine kritische Anmerkung aus dem Publikum, seien die meisten der vorhandenen Materialien eher für gymnasiale Kontexte ausgerichtet. Einig war man sich darin, dass vor allem die aktive Filmarbeit als fester Bestandteil der Filmbildung große Integrationspotentiale für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und mit Migrationshintergrund besitzt. Hier hat sich in den letzten Jahren die Zusammenarbeit von Schule und außerschulischer Kinderund Jugendarbeit sehr bewährt.

Ines Müller

Drehbuchpreis ›Kindertiger‹
Im Rahmen des Kongresses wurde erstmals der Drehbuchpreis ›Kindertiger‹ verliehen, den VISION KINO gemeinsam mit dem Kinderkanal von ARD und ZDF vergibt. Nominiert für den mit 25.000 Euro dotierten Preis waren die Drehbücher zu den Filmen Die Drei Räuber, Max Minsky und ich sowie Blöde Mütze. Eine Jury von fünf Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren bestimmte den Gewinner. Der Preis ging an den Drehbuchautor Michael Demuth für Blöde Mütze.

Bild 1: Kulturstaatsminister Bernd Neumann mit VISION KINO-Geschäftsführerin Sarah Duve
Bild 2: Thomas Krüger (BpB) und Regisseurin Anna Justice während der Eröffnungsrunde



Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 23. Februar 2010 um 12:16 Uhr