Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2009 Interdisziplinäre didaktische Tagung
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Film als Teil schulischer Bildunginter_tagung01
Podium zur Filmvermittlung

Filmbildung muss alle bewegten Bilder, gleich auf welchem Trägermedium verbreitet, mit einbeziehen. Und: Der Filmkanon ist zu kurz gegriffen, weil er viele Mainstream- und Kinder – und Jugendfilme ausblendet. Mit diesen beiden Thesen von Dr. Bernd Hübinger von der Bundeszentrale für politische Bildung einerseits und Prof. Dr. Ulf Abraham von der Universität Bamberg andererseits startete die didaktische Tagung zur Filmbildung in der Schule, die im Rahmen des Bremer Filmkongresses ›Vom Kino lernen‹ vom 18. bis 19. Januar stattfand.

Filmbildung Teil ästhetischer Erziehung inter_tagung02
Die Vorträge und Diskussionen in den Workshops machten deutlich, dass es im Wesentlichen drei Aspekte sind, die bei der Debatte um die Integration der Filmbildung in den Unterricht von Bedeutung sind. Das ist zum einen der Ansatz, dass Filmbildung im Rahmen der ästhetischen Erziehung ihren Platz finden muss. Nur so wird es in Zukunft möglich sein, sie nicht als Reduktion auf Figuren- und Inhaltsanalysen (Film als Text) zu sehen. Professor Maiwald betonte in seinem Vortrag, dass es neben den soziologischen Aspekten auch die filmischen Gestaltungsmittel sind, an denen sich filmästhetische Fragestellungen im Unterricht diskutieren und bearbeiten lassen. So bietet ein Stoff wie z. B. ›Emil und die Detektive‹, der dreimal zu unterschiedlichen Zeiten verfilmt wurde, ein großes Potential für ästhetische Differenzerfahrung.

Filmbildung in der Lehrerausbildung
Zum anderen muss Filmbildung integraler Bestandteil in der Lehreraus- und fortbildung werden. So erläuterte Waltraud Schreiber, Geschichtsprofessorin an der Katholischen Universität Eichstätt, dass (historische) Filmdokumente ein wichtiger Aspekt sind, um geschichtliche Zusammenhänge zu verstehen, aber auch um zu begreifen, dass Art und Weise des Films (Gestaltung und Auswahl der Bilder) bewusst gewählt wurde, um ein bestimmtes Geschichtsbild zu vermitteln. Die Vermittlung dieser Aspekte im Unterricht ist aber nur möglich, wenn man als Lehrer die Sprache des Films kennt. Nur so lässt sich den Schülern nahe bringen, dass unser Bild von Geschichtsereignissen auch zu einem wesentlichen Teil durch (bewegte) Bilder geprägt ist. Als Methode schlägt Professorin Schreiber vor, auch in der Lehrerausbildung filmpraktisch zu arbeiten.

Filmen filmend begegneninter_tagung03
Dass Filmbildung in der Schule auch praxisorientiert ausgerichtet sein muss, ist der dritte wesentliche Aspekt, der unter didaktischen und methodischen Gesichtspunkten erwähnenswert ist. Einen Film wirklich verstehen können Schüler nur, wenn sie selber auch Filme gedreht und geschnitten haben. Durch die eigene Erfahrung, welche Bedeutung z. B. der Kamerastandpunkt für die Wirkung des Dargestellten hat oder welche Emotionen durch die Montage von Bildern bzw. Auswahl von Musik hervorgerufen werden können, lernen Schüler den Produktionsprozess eines Filmes kennen. Dieser Teil der Filmbildung ergänzt die klassische Filmanalyse und eröffnet den Schülern neue Kriterien bei der kritischen Filmbetrachtung.
In der abschließenden Betrachtung der Tagung ging es um die Frage, wie Filmbildung in die Schule zu integrieren sei. Besonders favorisiert wurde das ›Freiburger Modell‹, das vorsieht, die drei Fachdidaktiken (Deutsch, Musik, Kunst) in ein fächerübergreifendes Kompetenz-modell für Filmbildung aufeinander abzustimmen. Kritisch hinzuweisen sei an dieser Stelle, dass die Fächer Musik und Kunst oftmals nur abwechselnd oder in bestimmten Klassenstufen und Schulformen sowie Bildungsgängen gar nicht unterrichtet werden.

Ines Müller

Bild 1: Sabine Blum-Pfingstl (Uni Würzburg) und Klaus Maiwald (Uni Augsburg)
Bild 2: Alfred Tews (Kino 46 Bremen), Matthis Kepser (Uni Bremen) und Claudia Willmann Bundeszentrale für politische Bildung)
Fotos: Karl Maier

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 23. Februar 2010 um 11:50 Uhr