Fall Heinze PDF Drucken E-Mail
Chance für ein neues Verhältnis zwischen Kreativen und TVheinze_furtwaengler

Es geht auch um die Filmförderung. Seit Jahren kritisieren wir den Einfluss des NDR auf die Filmförderung der nordmedia. Vielleicht helfen ja einige prominente Stimmen, zukünftig für eine Neuorientierung des NDR zu sorgen und die Chancen der Förderung zu nutzen, neues auszuprobieren, junge Talente zu entdecken, den Kurzfilm zu fördern und dem TV-Programm durch die Förderung einige Sahnehäubchen mehr zu verpassen.
„Gutes tun, das könnte auch heißen, die Fernsehredakteure aus den Gremien der Filmförderung zu verbannen, in denen sie auffällig häufig repräsentiert sind. Doris Heinze entschied in Hamburg wie in Niedersachsen über die Vergabe öffentlicher Gelder, die unter anderem aus der Kasse des NDR stammen.“ (Dominik Graf in FAZ.Net, 11.09.09)
„Das Fernsehen benutzt die Kinoförderung fast ausschließlich, um seine Programme innerhalb des eigenen Formatdenkens zu bestücken.“ (Oscar-Preisträger Pepe Danquart Ende 2008 in der „Zeit“)

Fazit
Doris Heinze hat beim NDR selbstverständlich auch viele Talente entdeckt und gefördert. Dafür stehen zahlreiche Preise für NDR-Produktionen, die auch mit Unterstützung der nordmedia entstanden sind. Sie war eigenwillig und hat sich auch für Projekte stark engagiert, die ihr wichtig waren. Sie hat aber ihre Macht benutzt und mißbraucht.
Dazu NDR-Intendant Lutz Marmor: „Aus heutiger Sicht war die Machtfülle, die Frau Heinze im NDR faktisch hatte, ein Problem. Deshalb denken wir darüber nach, ob das bisherige System so bleiben kann.“ Neben dem Vier-Augen-Prinzip zwischen Redaktion und Produktion will der NDR überlegen, das redaktionelle Vier-Augen- Prinzip zu verstärken. Dabei könnte der WDR Vorbild sein, dessen Fernsehspielchef Gebhard Henke als Leiter seiner Redaktion kein einziges eigenes Projekt betreut. „Frau Heinze hat als Leiterin viele Projekte auch selbst gemacht,“ sagt Lutz Marmor im SZInterview (SZ, 12./13.9.09).
Vielleicht hilft bei all dem der Erklärungsansatz von Heike-Melba Fendel. ›Die Kölner Schauspielagentin führt die ganze Misere auf die Dialektik von Impotenz und Allmachtsgefühlen zurück. Nach innen, gefangen in der komplizierten und byzantinistischen Hierarchie der Sender, habe so ein Spielfilmredakteur nicht besonders viel Macht. Den Produzenten, Regisseuren und Drehbuchautoren gegenüber erscheine derselbe Mensch aber fast schon als allmächtig.‹ (Quelle: FAZ.Net, 11.09.09)
Im übrigen: Es gibt auch in anderen Institutionen ähnliche Machtsysteme und Seilschaften. Auch da werden unliebsame Personen abgestraft, Kritik wurde meist als Majestätsbeleidung empfunden. Bleibt zu hoffen, dass sich wieder mehr trauen, sich engagiert für eine gute Idee zu streiten und demokratische Umgangsformen wieder neu zu beleben.
Nur durch vertrauensvolle Partnerschaft und künstlerische Freiheit entsteht Qualität.

Karl Maier

 

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 11. Februar 2010 um 11:31 Uhr