Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2008 nordmedia-Talk über Medienklima in Niedersachsen
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Dr. Arno Brandt, Jochen Coldewey (nordmedia), Christian Rohrbach (Staatskanzlei Niedersachsen), Alexandra Schatz (Produzentin), Prof. Uli Plank (HBK Braunschweig), Dr. Michael Heiks (TV Plus), Nils Loof (Filmemacher) | Fotos: nordmedia, Sybille Mollzahn

Fakten und Faktoren des Medienstandorts Niedersachsen standen am 14. Mai 2008 im Mittelpunkt des nordmedia-Talks im Kino im Künstlerhaus Hannover.
Zur Einstimmung präsentierte Dr. Arno Brandt von der NORD/LB u. a. Daten über Beschäftigte und über Räumliche Spezialisierungen der Teilbranchen in der IuKWirtschaft. Mit Verwunderung nahmen die zahlreichen Besucher des Talk die von der Bundesagentur für Arbeit erhobenen Beschäftigtenzahlen zur Kenntnis. Danach gibt es im Ballungsraum Hannover gerade mal 266 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Film- und Videofilmherstellung, im Verleih, Vertrieb und in Filmtheatern.
Bei den Rundfunkveranstaltern und bei der Herstellung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen sind weitere 992 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Hannover ist damit längst kein Medienstandort, liegt in der Summe aber beispielsweise vor Stuttgart und Bremen. Bei der jahresdurchschnittlichen Entwicklung der Beschäftigten im Zeitraum 1999 bis 2006 liegt Hannover bei der Film- und Videofilmherstellung, im Verleih, Vertrieb und in Filmtheatern mit rund 6 % Zuwachs sogar an 3. Stelle aller Großstädte. Nicht ganz so gut sieht es bei den Rundfunkveranstaltern und bei der Herstellung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen aus. Hier ist die Zahl der Beschäftigten in dem Zeitraum gleich geblieben.
nordmedia_talk02Dr. Brandt wies noch auf einige aus Sicht der Medienwirtschaft bedeutende Standortfaktoren hin, wie beispielsweise das Angebot an qualifizierten Arbeitsplätzen, die Nähe zu anderen Unternehmen der Medienwirtschaft, den Sitz eines Senders und auf das kreative Milieu.
In der anschließenden Diskussion konnte Alexandra Schatz darauf verweisen, dass es ihr gelungen sei, durch die Verlagerung einer Trickfilmproduktion von Köln nach Hannover hier ein neues Trickfilmstudio mit derzeit sieben Beschäftigten aufzubauen. Für die Kölner waren u. a. die günstigen Lebenshaltungskosten in Hannover für den Umzug wichtig.
Dr. Michael Heiks von TV Plus sieht zwar auch Chancen für Hannover, in dem fehlenden TV-Sender aber auch einen erheblichen Standortnachteil. Dem entgegnete Christian Rohrbach von der Staatskanzlei: ›Der NDR ist vor Ort‹. Hannover sei der zweitgrößte Standort des NDR und inzwischen würden in Hannover auch mehr Produktionen für das Gesamtprogramm des NDR hergestellt. Dennoch gäbe es noch Verbesserungsbedarf, beispielsweise bei den Rahmenbedingungen für die Produzenten. Hier sehe die Staatskanzlei im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag entsprechende Möglichkeiten.
Prof. Uli Plank von der HBK Braunschweig plädierte für eine Stärkung der künstlerischen und medientechnischen Ausbildung, aber auch für mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für die Absolventen, um die Abwanderung in die großen Medienstandorte zu stoppen. Die Hochschulen seien auch im Bereich der kreativen Grundlagenforschung unverzichtbar.
Verwundert registrierten die Anwesenden, dass ausgerechnet der Banker Dr. Brandt dazu aufforderte, nicht nur auf die Verwertung der Produkte zu schielen. Vielmehr seien Freiräume erforderlich – Scheitern inbegriffen, um die nötigen Spielräume für Kreative zu bewahren.
An die Verantwortung der Banken appellierte Alexandra Schatz, die sich dort kompetente Ansprechpartner für die Zwischenfinanzierung von Projekten wünscht. Nils Loof, Filmemacher und Produzent, wünscht sich mehr Förderung für niedersächsische Produzenten. Früher habe es kaum Möglichkeiten für mittlere und größere Projekte gegeben, da hier häufig Antragsteller aus Berlin oder anderen Metropolen gefördert worden seien.
Fazit von Moderator Jochen Coldewey: Trotz sichtbarer Erfolge in den letzten Jahren sei für die nordmedia noch viel zu tun, um Niedersachsen und Hannover als Medienstandort weiter zu entwickeln.

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Bild 1: Dr. Arno Brandt (NORD/LB) stellt Medienstandorte in Deutschland vor.

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 02. März 2010 um 13:22 Uhr