Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2008 Dreh zum Film ›Margrit Pittman - Zwischen den Welten‹
Dreh zum Film ›Margrit Pittman - Zwischen den Welten‹ PDF Drucken E-Mail
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Kameramann Hartmut Schulz und Aktivisten der ›Chelsea Neighbours United To End The War‹. Links Margrit Pittman. | Foto Hans-J. Ulbrich

Jeden Dienstag demonstrieren Bürger aus Chelsea in Manhattan an der 24sten Straße Ecke 7te Avenue gegen den Krieg in Irak und Afghanistan. Margrit Pittman, 1919 geboren, lässt es sich nicht nehmen, aktiv dabei zu sein. Dabei hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die immer präsenten Polizisten mit Flugblättern zu versorgen.
Der abendfüllende Dokumentarfilm Margrit Pittman – zwischen den Welten ist eine biografische Zeitreise, die von ihr selbst, von Zeitzeugen, Wissenschaftlern, Lesern, ihren Kindern und Enkeln, den Kindern ihrer Kameradinnen und von Freunden und Mitstreitern erzählt wird.
Margrit Adler, später Pittman, lebt ihr Leben lang zwischen den politischen Welten. Mit einer unerklärlichen Leichtigkeit überschreitet sie dabei vermeintlich unüberwindbare Grenzen und führt das unstete und aufregende Leben einer politischen Korrespondentin. Als Mitglied einer antifaschistischen Widerstandsgruppe in Frankfurt/ M., mehr noch aber als deutsche Jüdin flieht sie 1938 in die USA und als amerikanische Kommunistin 1960 in die Sowjetunion. Ihr spiritueller Mittelpunkt ist bis heute der Antifaschismus, woran weder Joseph McCarthy noch Joseph Wissarionowitsch Stalin etwas zu ändern vermochten.
pittman02In New York geht sie in die Journalistenlehre bei dem später berühmten Schriftsteller Stefan Heym, wird Mitarbeiterin und zuletzt Herausgeberin des „The German American“, der führenden linken Exilzeitung und geistigen Heimat großer literarischer und publizistischer Namen. Sie trifft die Mitarbeiterin Brechts, Elizabeth Hauptmann, Hilde Eisler, Alex Wedding, Lore Krüger. Vor allem aber ist sie bekannt mit Gerhart Eisler, angeklagt der Atomspionage für die Sowjetunion. Er schreibt ihr Briefe aus dem geheimen FBI-Gefängnis auf Ellis Island, sie verhilft ihm zu einer spektakulären Flucht nach Europa.
Als nahezu alle ihre Bekannten und Freunde nach Deutschland zurückgehen, bleibt sie in den USA. Sie heiratet den afroindianischen Amerikaner John Pittman, Gewerkschafter und Journalist beim Daily Worker, Aktivist der linken Bürgerrechtsbewegung. In ihrem Haushalt vermischen sich ununterscheidbar Politik und Alltag, die großen weltpolitischen Fragen im kleinen und die Alltagssorgen in ihrer weltpolitischen Bedeutung. Am Tisch sitzen Langston Hughes und Elizabeth Gurley Flinn, Paul Robeson ist ein guter Freund der Familie.
Um selbst eine emanzipierte Frau und anerkannte Journalistin zu werden, kämpft sie gleichzeitig an drei Fronten - gegen den frauenfeindlichen Kapitalismus in den USA und weltweit, gegen die mafiöse Männergesellschaft in Gliederungen der kommunistischen Partei und gegen das familiäre Patriarchat der eigenen Familie. Wenn Sie heute mit fast 90 Jahren wöchentlich auf die Straße geht, fragt sie mancher vermeintlich wohlmeinend, ob sie denn das nötig hätte. Wir haben es nötig, ist dann ihre Antwort, sehr nötig...

Der Film wird gefördert von: Kulturelle Filmförderung Mecklenburg- Vorpommern, nordmedia Fonds GmbH
Buch/Regie: Dr. Hans-Joachim Ulbrich
Kamera: Hartmut Schulz
Kameraassistenz und Ton: Frederik Schulz
Produktion: ARTIA NOVA FILM GMBH Hemmingen

Bild: Margrit lässt die Muskeln spielen.
Foto: Carol Pittman
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 02. März 2010 um 11:33 Uhr