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Migranten und Medien PDF Drucken E-Mail
Studie mit interessanten Ergebnissen

Bei dieser ersten bundesweit repräsentativen Studie der ARD/ZDF-Medienkommission wurden 3010 Personen mit Migrationshintergrund aus den Ländern Türkei, Griechenland, Italien, Polen, Serbien und Montenegro, Kroatien, Bosnien-Herzegowina sowie russische Spätaussiedler von Oktober 2006 bis Februar 2007 befragt.
Die Studie zeigt, dass die Ausgangslage für die mediale Integration von Zuwanderern in Deutschland gut ist. Deutschsprachige Medien spielen für Migranten eine große Rolle. Es gibt keine Hinweise auf eine ausgeprägte mediale Parallelgesellschaft. Viele Menschen ausländischer Herkunft nutzen neben deutschsprachigen Medien auch heimatsprachige Medien, die eine Brücke zum Herkunftsland bilden.

Gute Deutschkenntnisse wichtig
Dies gilt insbesondere für Migranten aus der Türkei. Allerdings besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Nutzung deutscher Medien und guten Sprachkenntnissen. Bei einzelnen ethnischen Gruppen und generell bei älteren Migranten lassen sich Barrieren zu deutschen Medien feststellen. Die Bedeutung deutschsprachiger Medien hängt von mehreren Faktoren ab: vom sprachlichen Integrationsgrad, von der Aufenthaltsdauer in Deutschland sowie vom konkreten Angebot und der Verfügbarkeit heimatsprachiger Medien.

Fernsehen zur Unterhaltung
Dem Fernsehen kommt ein hoher Stellenwert zu. Es ist für Menschen ausländischer Herkunft das wichtigste Medium. Migranten schalten die öffentlich-rechtlichen Programme regelmäßig ein. ARD und ZDF besitzen ein positives Image aufgrund ihrer hohen Informationskompetenz. Trotzdem erreichen die öffentlich-rechtlichen Programme die Migranten in Deutschland weniger gut als das deutsche Publikum. Migranten nutzen das Medium Fernsehen zur Unterhaltung. Dabei spielen heimatsprachige Angebote neben Spielfilmen und Serien eine große Rolle. Die meisten Migranten werden mit deutschen Fernsehprogrammen erreicht – Spitzenreiter ist Pro 7. Nur eine Minderheit sieht ausschließlich heimatsprachiges Fernsehen.
Das Radio hat im Migranten-Alltag einen deutlich geringeren Stellenwert als bei Deutschen. Migranten, die Radio hören, werden von öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Hörfunkprogrammen gut erreicht Trotz geringer Reichweite kann der Hörfunk zur medialen Integration beitragen.

Internet und Tageszeitungen
Das Internet hat besonders für jüngere Migranten einen hohen Stellenwert und besitzt eine wichtige Informations- und Kommunikationsfunktion. Es werden hauptsächlich deutschsprachige Seiten aufgerufen. Die meistgenutzten Themen sind Nachrichten, Sportinformationen, Wissenschaft, Bildung und Forschung.
40% der Migranten lesen regelmäßig Tageszeitung. Dabei werden die deutschen Printmedien im Vergleich zu heimatsprachigen immer häufiger genutzt.
Die Studie soll einerseits dazu beitragen die integrative Bedeutung der Medien für Migranten besser zu verstehen, die Zuwendungsbarrieren für Migranten zu den Programmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu erkennen und zu vermeiden und andererseits zielgerichtete Angebote viel versprechend zu gestalten. Das ZDF zog schon erste Konsequenzen und will Integration und Migration in seinen Programmen noch deutlicher berücksichtigen und im November einen Programmschwerpunkt zum Thema anbieten. Für die ARD sei das Thema Integration eine Querschnittsaufgabe in Hörfunk, Fernsehen und Online erklärte Dr. Helmut Reitze, hr- Intendant und stellvertretender Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission. Migranten sollen als Bestandteil und Bereicherung unserer Gesellschaft und als Teil des medialen Alltags gesehen werden. Darüber hinaus wolle die ARD für eine stärkere Repräsentanz von Migranten in den Medien sorgen und ihre Ausbildung in programmprägenden Berufen fördern.

Jana Hannemann
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 02. März 2010 um 11:03 Uhr