Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2007 Der Produzent, das rechtelose Wesen
Der Produzent, das rechtelose Wesen PDF Drucken E-Mail
produzent
Wilfried Köpke, Marlis Fertmann und Michael Sutor (v. li.). Foto: Karl Maier

Zustimmender Beifall war zu vernehmen, als Michael Heiks, Geschäftsführender Gesellschafter von TV Plus in Hannover und von TV21 in Berlin eine Medienpolitik forderte, die verhindert, dass die Produzenten alle wesentlichen Verwertungsrechte an die Fernsehsender abtreten müssen. Vor allem bei geförderten Produktionen sei kein Erlösmodell sichtbar, um den geforderten Eigenanteil refinanzieren zu können, da beispielsweise keine Wiederholungshonorare gezahlt würden.
Michael Heiks stellte auch noch ein paar weitere – für manche vielleicht provozierende – Überlegungen zum Thema ›Medienstandort Niedersachsen‹ vor. Er fragte, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, die Telenovela ›Rote Rosen‹ in Hamburg zu produzieren statt jetzt mit überwiegend Hamburger Personal in Lüneburg.
Auch die Filmförderung müsse immer wieder überprüft werden. Zwar habe sich bei der nordmedia schon einiges verbessert, beim Fördertourismus gebe es aber noch Handlungsbedarf.
Dem pflichtete auch Frank Hähnel bei, Geschäftsführer von TVN in Hannover, der den Fördertourismus ganz unterbinden möchte. Wichtig wäre der Aufbau von fiktionalen Ressourcen in Hannover. Insgesamt hält er derzeit den Markt allerdings für gesättigt. Firmen müssten deshalb auf neue Anforderungen reagieren.
TVN habe dies u. a. mit dem Kauf von AZ Media getan und sei damit nun auch Content- Anbieter, was mit Blick auf den Wachstumsmarkt IPTV interessante Möglichkeiten eröffne.
Eingeladen zu der Diskussion hatte die Friedrich-Naumann- und Rudolf von Bennigsen- Stiftung im Rahmen der Reihe ›Medienstandort Niedersachsen‹. Auf dem Podium vertreten war neben den bereits erwähnten großen Playern noch Marlis Fertmann, Fernsehchefin im Landesfunkhaus Niedersachsen des Norddeutschen Rundfunks in Hannover, die dazu aufforderte, kreative Angebote für bestimmte Programmplätze zu machen. Der Markt sei allerdings sehr schnelllebig geworden. Ansonsten konstatierte sie ›soviel TV aus Niedersachsen wie noch nie‹, hielt aber auch eine Firma für den Fiktionalen Bereich in Niedersachsen für erforderlich.
Michael Sutor, Professor für Mediengestaltung, Produzent und Vorstandsmitglied im Film- & Medienbüro Niedersachsen plädierte in erster Linie dafür, die in Niedersachsen ausgebildeten Medienspezialisten im Lande zu halten, den Nachwuchs besonders zu unterstützen und Arbeitsplätze zu schaffen. Chancen sah er durch einen Zusammenschluss von kleineren Firmen, um sich gegenseitig helfen zu können oder auch um gemeinsam größere Projekte umzusetzen.
Nils Loof, freier Kameramann, Autor und Regisseur sah in Niedersachsen ein Potential für kleinere Kinofilme. Hier sei aber dennoch eine Zentralisierung in Hannover erforderlich. Dokumentarprojekte könnten hingegen auch dezentral in Niedersachsen entstehen.
Thomas Schäffer, Geschäftsführer von nordmedia betonte wie alle Teilnehmer die Bedeutung der Ausbildung für die Standortentwicklung. Die Förderung wolle hier zukunftsfähige Nischen besetzen, z. B. mit einem Schwerpunkt auf HD, mit Workshops und weiteren Angeboten. Die Strategie der nordmedia fasste er kurz in drei Punkten zusammen: vorhandenes Potential sichern, Impulse von außen holen (Ansiedlungspolitik) und Neue Märkte erschließen. Moderiert wurde der Abend von Wilfried Köpke, Filmemacher und Professor für Fernsehjournalismus in Hannover.

Karl Maier

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 18. März 2010 um 13:35 Uhr