Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2006 Vorspann Rundbrief 81
Vorspann Rundbrief 81 PDF Drucken E-Mail
karl_2008Mitten im kalten Winter erblühen ›Rote Rosen‹ in Lüneburg. So heißt die neue ARD-Telenovela, die ab Sommer in Lüneburg produziert wird. Claudia Schröder ist die ›Züchterin‹ der ›Roten Rosen‹. Sie leitet die zum Studio Hamburg Komplex gehörende Produktionsfirma Multimedia. In Niedersachsen ist sie keine Unbekannte. In den 90er Jahren - als es in Niedersachsen noch eine kulturelle Filmförderung gab, wählten Sie die Mitglieder des Film & Medienbüros in das unabhängige Vergabegremium. Sie ist auch bekannt als kompetente Referentin bei Seminaren der Medienwerkstatt Linden in Hannover.

Pro und contra ›Rote Rosen‹
Dass ›Rote Rosen‹ mit dem Betrag von bis zu 2.058.523 Euro von der nordmedia gefördert wird, hat natürlich unterschiedliche Reaktionen in der Medienszene ausgelöst. Von ›auch das noch - das Geld fehlt jetzt wieder für die Förderung künstlerischer Filme‹ bis zu ›endlich eine längst notwendige Standortförderung‹ pendelte das Stimmungsbarometer. Dass nicht Hannover sondern Lüneburg den Zuschlag erhalten hat, ruft allerdings die Zweifler auf den Plan: Werden dann nicht überwiegend Beschäftigte des Studio Hamburg-Komplexes oder Filmschaffende aus der Hansestadt von der Entscheidung für Lüneburg profitieren? Denn auch in der Hansestadt gibt es - wie auch in Niedersachsen - viele Jobsuchende aus der Medienbranche. Auf diese Frage hat Claudia Schröder eine plausible Anwort: Für die Produktion von täglich 48 Minuten Programm werden hochqualifizierte und erfahrene Profis gesucht. Man suche bundesweit, aber natürlich auch in Niedersachsen. Im übrigen werde sie mit Anfragen nach Jobs förmlich überschüttet. Mehr zu ›Rote Rosen‹ auf der nächsten Seite.

Die ›böse Unke‹
Was hat noch Wellen geschlagen in den letzten Wochen: natürlich die geplante - und jetzt geplatzte - Übernahme von Pro Sieben/SAT1 durch Springer. Dass sich film 20 und viele dort organisierte Produzenten zum Teil sehr deutlich für diese Übernahme eingesetzt haben, hat mich leicht schockiert. Kann man denn Erfahrungen mit Macht- und Meinungsmonopolen einfach ausblenden? Gibt es nicht das Beispiel Berlusconi oder die Preisdiktate der Energiemonopolisten? Vielleicht bin ich auch nur ein engstirniger Moralist, der nicht erkennt, dass nur die Übernahme der Senderfamilie durch Spinger der deutschen Medien-Produktionswirtschaft endlich die Weltmarktfähigkeit gebracht hätte.
Michael Haneke, dessen neuer Film ›Cache‹ gerade im Kino läuft, hat in einem ZEIT-Interview am 19.01.2006 über die ›Verdrängungskultur‹ und seine Rolle der ›bösen Unke‹ gesprochen. ›Bin ich´s leid, die böse Unke zu spielen? Nein, im Gegenteil, inzwischen fühle ich mich als Störenfried sehr wohl. Nicht dass es immer angenehm ist. Ich fühle mich wohl, weil ich denke, dass es notwendig ist. Dass ich mich traue, in den Spiegel zu sehen, hat damit zu tun. Ich wundere mich nur darüber, dass es so wenig Leute gibt, die auch so empfinden. Das macht mich schon nachdenklich.‹
Hanekes ›Appell‹, sich einzumischen, kann ich nur unterstreichen. Wir leben doch nach wie vor in einer offenen demokratischen Gesellschaft, die vom Disput der unterschiedlichen Meinungen lebt. Deshalb freuen wir uns auch über Diskussionsbeiträge zu den Themen dieses RUNDBRIEFES, z. B. über ›Qualität statt Quote‹.

20 Jahre FMB

Im Mai 1986 wurde das Film & Medienbüro in Osnabrück gegründet. Also wollen wir im Mai während des European Media Art Festivals unseren 20. Geburtstag feiern. Geld- und Sachspenden werden bereits jetzt gerne angenommen. Wir sind nämlich ziemlich ›abgebrannt‹, seit uns das Land nicht mehr fördert. Dass dies anders werden muss, haben wir auch unserem Ministerpräsidenten geschrieben. Das Film & Medienbüro ist nämlich gegenüber den anderen Landesverbänden der Freien Kultur klar benachteiligt. Mit diesen Verbänden aus dem Bereich Freie Theater, Soziokultur oder Kulturelle Bildung hat das Land kürzlich Verträge abgeschlossen, um die Arbeit dieser Verbände für die nächsten Jahre zu sichern. Dass wir unsere Arbeit nicht weiter ehrenamtlich leisten können, sollte jedem verantwortlichen Politiker klar sein. Wir warten deshalb gespannt auf ein ›Geburtstagsgeschenk‹ aus der Niedersächsischen Staatskanzlei!!!
Darüber werden wir im nächsten RUNDBRIEF informieren, auch über die ›Roten Rosen‹ und andere Gewächse der Niedersächsischen Medienlandschaft. Wer immer aktuell wissen möchte, was abgeht, hat als Mitglied des Film & Medienbüros natürlich einen Informationsvorsprung, denn unsere Mitglieder werden über neue Entwicklungen per newsletter informiert und erhalten den RUNDBRIEF gratis. Interessiert? Mehr dazu unter www.filmbuero-nds.de.
Dort finden auch potentielle Abonennten Informationen.

Anregende Lektüre wünscht

Karl Maier

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 23. März 2010 um 13:53 Uhr