Home Rundbrief alte Ausgaben Jahrgang 2005 Drehbericht: Die heiligen Tiere der Pharaonen
Drehbericht: Die heiligen Tiere der Pharaonen PDF Drucken E-Mail
Donnerstag, den 01. April 2010 um 11:36 Uhr
drehbericht01Der Fernsehzuschauer wird für 43 Minuten in eine fremde, faszinierende Welt entführt. Nichts wird er ahnen von den Schwierigkeiten, die es zu meistern galt, um während zwei Jahren das Filmprojekt ›Die heiligen Tiere der Pharaonen‹ umzusetzen.
Arbeiten in Nordafrika, auch für viele Kollegen und Produzenten hört sich das erst einmal rundweg positiv an. Manch einer wünschte gar ›Schönen Urlaub‹. Nur jene, die bereits Behördenkontakt in Afrika hatten, wissen was Dreharbeiten in Ägypten bedeuten können.

Alles begann mit einem Superlativ: 14 Stunden Zwangsaufenthalt im Zoll. Und das, obwohl eigentlich alles bestens vorbereitet war: Bürgschaft zur Ausrüstungssicherung, Konsulatsaktivitäten, Involvierung des Pressezentrums in Kairo etc., die Hausaufgaben waren gemacht. Doch einsam herrschte der Zollchef von Luxor, widersetzte sich, aus Angst seinen Job zu verlieren, allen Anweisungen aus der Ferne und ordnete schließlich auch noch einen, selbstverständlich von uns zu bezahlenden Personenbegleitschutz für den Zwangsflug nach Kairo an: wir hätten ja das Flugzeug unterwegs verlassen können…
Personenbegleitschutz war dann auch das Thema bis zum Ende der ägyptischen Dreharbeiten im März 2005. Aussteigen und Drehen: unmöglich. Nur mit Antragstellung und in Absprache mit dem Pressezentrum. Drehen in Altertümern: höchst kompliziert und außerdem sündhaft teuer. Drehen in aktiven Grabungen: mit deutschem Budget eigentlich unvereinbar, es gilt finanzielle Forderungen von allen Seiten zu erfüllen….
Wer nun meint, er könnte alles besser, möge die Ägypten-Korrespondenten von ARD und ZDF fragen. Keiner entgeht den Mühlen. Ein Team des WDR beabsichtigte unlängst ohne irgendeine Genehmigung mit Equipment ins Land reisen zu wollen…

Weg in die Unsterblichkeit
drehbericht02Zum Thema: Über mehrere Monate begleiteten wir Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), dokumentierten altägyptische Kunst in Museen und drehten an Tempeln und Palästen. Wir wollten dem besonderen Verhältnis, das die alten Ägypter zu Tieren hatten, auf die Spur zu kommen.
Nur wenige Ägypter erreichten zu Pharaonischen Zeiten das 30. Lebensjahr. Daher spekulierten viele auf eine andere, weiterführende Existenz nach dem Tod. Texte in den Gräbern und auf Papyri beschreiben den Weg in die Unsterblichkeit, geben Tipps für die Reise durch die Unterwelt des Osiris.
Tiere spielten dabei eine wichtige Rolle: Rund ein Viertel der bekannten Schriftzeichen stellen Tiere dar. Und oft genug wurden Tiere an der Seite der Toten bestattet.

Tierzucht für die ›Mumienfabrik‹
Professor Dr. Joris Peters wird immer dann gerufen, wenn es gilt, neue Funde zu analysieren. Er ist Tierknochenspezialist und vermag aus einem kleinen Knöchel nicht nur die Tierart zu bestimmen, sondern oft noch weitere Details über deren Lebensweise ans Licht zu bringen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern um den Ägyptologen Dieter Kessler machte er eine besondere Entdeckung: rund um die Tiernekropole Tuna el Gebel wurden die Tiere nicht nur verehrt, sondern regelrecht gezüchtet, um in den religiösen Zeremonien verwendet zu werden. Tuna El-Gebel scheint eine Art Mumienfabrik gewesen zu sein.
Hitze, Staub und die bereits erwähnte Überwachung durch Sicherheitskräfte waren für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Das Drehen im Römer-Pelicaeus- Museum in Hildesheim wirkte dagegen wie ein unwirklicher Traum: keinerlei Einschränkungen und dabei kompetente und sehr freundliche Unterstützung durch die Mitarbeiter.
Bleibt nun zu hoffen, dass der Schnitt aus dem Rohmaterial ein Produkt formt, das durch Qualität und Ästhetik überzeugt und alle Mühsal vergessen lässt.

© Michael Sutor, Mai 2005

›Die heiligen Tiere der Pharaonen‹
TV-Feature, HDCAM, 43 min, D 2005
Buch, Regie: Michael Sutor
Produktion: NDR Naturfilm
Produktionsleitung: Thomas Harnisch
Kamera: Michael Sutor, Michael Laufer
Ton/Musik: Holger Zechel, Claus Blume
Redaktion (Sender): NDR Naturfilm Jörn Röver, Beatrix Stoepel
Förderung: nordmedia Fonds

Info: Sutor Filmproduktion Michael Sutor
Tel. 05305-90089, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.

Fotos: Michael Sutor
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 01. April 2010 um 11:53 Uhr