Auch im 14. Jahr seines Bestehens rattern die Filmprojektoren des Mobilen Kinos ohne Pausen. So sind beispielsweise bereits jetzt fünf Open-Air Termine für den Sommer 2006 vereinbart. Rückblickend beobachten wir seit einiger Zeit, dass sich die Kinder schwerer zum Kinobesuch motivieren lassen, als noch vor wenigen Jahren. Der dichte Tageskalender von Sport-, Musik-, Reit-, Tanz-, oder sonstigen Unterrichts- Stunden hat zusammen mit anderen konkurrierenden Freizeitangeboten und den Launen des Wetters den Stress der Kinder merklich erhöht. So stellen sich unsere Zuschauerzahlen augenblicklich als Umkehrung früherer Zeiten dar: zu den Abendfilmen erscheint mehr Publikum als zum Kinderprogramm.
Dazu kommt ein weiterer interessanter Umstand. Die Kinder reagieren mittlerweile ähnlich wie das erwachsene Publikum auf das Filmprogramm. Das heißt, die aktuellen und bekannten Filme werden sehr viel stärker besucht. So liefen in diesem Frühjahr die Filme ZWEI KLEINE HELDEN und DIE MONSTER AG wesentlich besser als HODDER RETTET DIE WELT und TSATSIKI- TINTENFISCH UND ERSTE KÜSSE. Im Abendprogramm spiegelte sich der bundesweite Zuschauerschnitt wider: SCHULTZE GETS THE BLUES und FRIDA liefen deutlich besser als SUPER SIZE ME und ERBSEN AUF HALB SECHS.
Im Mai sind wir zwei Wochen mit einer Filmauswahl des SehPferdchen-Kinderfilmfests Hannover unterwegs gewesen. Im Angebot standen mit HIN UND HER, DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE und DIE BLINDGÄNGER. Die Veranstaltungen führten uns wieder tief in die Regionen Niedersachsens, beispielsweise nach Hankensbüttel, östlich von Celle. Auch künftig wollen wir im Anschluss an das Festival in Hannover mit dem SehPferdchen auf Tour gehen.
Von Juni bis Ende August liefen überwiegend Open-Air Veranstaltungen und Ferienpassaktionen. Dem jeweiligen Anlass entsprechend haben wir so unterschiedliche Filme wie CABARET bei den renommierten Fredener Musiktagen oder die 60er Jahre-Klamotte UNSERE TOLLEN TANTEN im Elbschloss Bleckede aufgeführt.
Für das jetzt beginnende Herbstprogramm erwarten wir entgegen dem bundesweiten BesucherInnenschwund einen Anstieg der Zahlen. Mit dem Überraschungserfolg DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL hatten wir bei einem vorgezogenen Termin in Bad Zwischenahn bereits über 100 Gäste.
Auch MONSIEUR IBRAHIM UND DIE BLUMEN DES KORAN, SOPHIE SCHOLL und ALLES AUF ZUCKER werden ihr Publikum finden. Bei den Kindern stehen u.a. DIE WILDEN KERLE 2 und LAURAS STERN im Programm.
Im Herbst und Winter wollen wir außerdem mit dem Kino in die Schule kommen. Zum Einen bieten sich eine Reihe Filme wie z. B. KROKO und ALI ZAOUA an, die weder ins Kinder- noch ins Abendprogramm passen, zum Anderen wollen wir, wie auch bereits im letzten Jahr, die Idee der ›Lernort Kino‹-Wochen aufgreifen und dort aufs Land tragen, wo sich kein gewerbliches Kino in der Nähe anbietet. Lernort-Kino wird es in diesem Jahr in Niedersachsen zudem nicht geben, geplant ist das Angebot erst für Frühjahr 2006.

Die Bedeutung des kulturellen Angebots abseits der Ballungsräume und lokalen Subzentren, wie es Schwerpunkt der Arbeit des Mobilen Kinos Niedersachsen ist, wird von einer Veröffentlichung des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung unterstrichen. Dort wurden die ›subjektiven Defizite in den Lebensbedingungen am Wohnort‹ untersucht und dabei zwischen Großstädten, Mittelstädten und Landgemeinden unterschieden. Beim Stichwort ›kulturelle Einrichtungen‹ wurde so krass wie bei keiner anderen Frage das starke Defizit bei den Landgemeinden gegenüber der relativen Zufriedenheit in den Städten deutlich (siehe: Stadtumbau 10/11 2003, S.563).

Bernhard Gorka