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Vorspann Rundbrief 115 PDF Drucken E-Mail
Karl Maier, Film und Medienbüro Wieso gibt es so viele Kriege auf unserem Planeten, so viele Flüchtlinge, so viel Armut, Hilflosigkeit und auf der anderen Seite so viel Reichtum. Und was hat das mit uns zu tun und mit den Medien, dem Filmemachen? Lohnt sich die Mühe, darüber Dokumentar- oder Spielfilme zu machen - und dafür eine Finanzierung und einen Platz im Kino oder im Fernsehen zu finden? Oder ist es nicht doch leichter, mit Zuckerwatte-Themen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten? Denn wer schaut sich tatsächlich noch Filme im Kino oder im Fernsehen an, die wirklich aufklären wollen und dabei auch gut gemacht sind.

Diese Filme gibt es nach wie vor im Kino und im Fernsehen, nur sind sie immer schwerer in der täglichen und vor allem nächtlichen Medienflut zu finden. Erst vor kurzem hab ich zu später Stunde im NDR-Fernsehen den Dokumentarfilm "Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K.?" von Eric Friedler gesehen und konnte dann kaum einschlafen, weil mich die Untätigkeit der damaligen deutschen Bundesregierung so aufgeregt hat. Friedler hat die Ermordung der deutschen Studentin Elisabeth Käsemann 1977 durch die argentinische Militärdiktatur nachgezeichnet und dabei auch das Versagen von Politik und anderen Funktionsträgern verdeutlicht. Und das ist nicht sein erster Film mit einer politischen Botschaft. Es gibt sie also, Sendungen, die den Rundfunkbeitrag wert sind.

Voting-Manipulationen und Tatort-Förderung
Mit dem Rundfunkbeitrag müssten eigentlich viel mehr anstoßende und anstößige Filme gemacht werden, aber für die ist angeblich kein Geld da und kein Sendeplatz. Dafür gibt es dann – nicht nur im Sommer – viele Wiederholungen von Tatorten und anderen Krimiformaten und das Publikum wird auch gerne mit den Voting-Hitparaden versorgt, z. B. zu den Schönsten Gärten im Norden. Nun musste auch der NDR zugeben, dass da nicht immer alles so gelistet wurde, wie die Zuschauer abgestimmt hatten. Mehr dazu in dieser Rundbrief-Ausgabe.

Was war noch: Mitten im August verkündete die Bild am Sonntag in großer Aufmachung, dass die nordmedia keine Tatorte mehr fördern werde. Als Nicht-Bildzeitungsleser fand ich diese höchst interessante Nachricht kürzlich eher zufällig in einem Pressespiegel. Wieso sprach da niemand darüber? Immerhin ist die Tatort-Förderung schon seit Jahren umstritten, weil Viele der Meinung sind, dass ein erfolgreiches Fernsehformat allein aus den originären Rundfunkbeiträgen herzustellen ist. Nun, offensichtlich wurde die Bildzeitungsmeldung nicht für ernst genommen. Mein Anruf beim NDR brachte auch keine „Aufklärung“, dazu gäbe es keine generelle Aussage. Wir dürfen also gespannt sein, ob die Tatort-Kommissare aus Niedersachsen mal wieder versuchen, den nordmedia-Tresor zu knacken.

Abschiede mit Aussagen
Die kulturelle Filmförderung stärken, dafür plädiert nicht nur Maria Wismeth, die kürzlich als Geschäftsführerin der Hessischen Filmförderung verabschiedet wurde. Auch Bernd- Günther Nahm hat als Leiter der Filmwerkstatt Kiel und als Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein die Filmförderung im Norden geprägt und mit gestaltet. Mit beiden hatte ich über viele Jahre einen freundschaftlichen und guten Austausch, sei es zu alten BuFi-Zeiten, aber auch danach, bei vielen Treffen der Filmbüros und kulturellen Filmförderungen.

Immer waren Maria und Bernd-Günther für Tipps oder auch für mutmachende Worte gut, wenn man mal wieder in Niedersachsen den Eindruck hatte, hier sind Veränderungen in unserem Sinne nicht umzusetzen. Nun sind die beiden zwar nicht mehr in ihren Ämtern, haben aber versprochen, bei Bedarf gerne in Niedersachsen ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Diskussion über die Weiterentwicklung der Filmförderung einzubringen. Da freu ich mich drauf!

Über die Filmförderung wird in diesem Jahr beim Film- und Medienforum vom 22. bis 24. Oktober in Lüneburg „nur“ am Rande diskutiert. Dafür geht es um den Rundfunkbeitrag, Rundfunkaufsicht, Programmqualität und vieles mehr. Vielleicht sieht man sich dort, oder auf einem der Festivals. In diesem Jahr steht Braunschweig besonders im Fokus, weil dort Michael P. Aust als Nachfolger von Volker Kufahl sein erstes Festival leiten wird.

Zahlreiche weitere interessante Veranstaltungen beleben den Terminkalender im Herbst. Dazu zählt auch die Kinopremiere der nord shorts, einem Programm mit preisgekrönten Kurzfilmen, das demnächst auch auf Kinotour geht. Mehr finden Sie auf den nächsten Seiten.

Was fehlt: Eigentlich wollte ich noch von einem Besuch im Berliner Kino ›Zukunft‹ erzählen. Aber das wird aus Platzgründen auf den nächsten Rundbrief verschoben.

Anregende Lektüre wünscht Karl Maier
Karl Maier

(c) Foto: Angela von Brill
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 09. September 2014 um 14:15 Uhr