Hildesheim war ein beliebter Drehort Drucken
unsterbliche_herz
Aushangfoto mit den Hauptdarstellern | Foto: Theo Wetterau, HAZ-Archiv

Immer wieder war Hildesheim, vor dem Krieg bekannt als das ›Nürnberg des Nordens‹, Kulisse für Spiel- und Dokumentarfilm- Projekte. 1914 wurde z.B. hier der bekannte Stummfilm Der Golem gedreht, 1918 ebenfalls mit Paul Wegener in der Hauptrolle Der Rattenfänger. Mitte der Dreißiger Jahre ließ sich Frank Wysbar in der ›Stadt des Tausendjährigen Rosenstocks‹ für sein düsteres Drama Fährmann Maria inspirieren, - und legte dann aus Dankbarkeit auch die Uraufführung dieses Films in die dortigen ›Bernward-Lichtspiele‹.
Als es im Sommer 1938 in Nürnberg ein paar Probleme beim Dreh von Das unsterbliche Herz gab, erinnerte sich die Berliner ›Tobis‹ dann auch ziemlich rasch an Hildesheim. So begann am Donnerstag, den 29. Sept. 1938, eine Filmcrew unter der Leitung von Regisseur Veit Harlan in der niedersächsischen Domstadt mit der Fortsetzung der Filmarbeiten. In den Hauptrollen spielten ›UFA‹-Star Heinrich George den Nürnberger Schlossermeister Peter Henlein, dem es 1510 gelungen war, eine Art Taschenuhr zu bauen, und Kristina Söderbaum dessen junge Frau Ev.
›Die Außenaufnahmen, die z. T. in Nürnberg gedreht wurden, mussten infolge besonderer Umstände verlegt werden. Aufnahmeleitung und Regie betonten, dass bei dieser sehr plötzlich kommenden Änderung die zuständigen Hildesheimer Stellen das größte Entgegenkommen gezeigt hätten. Günstiges Wetter vorausgesetzt werden die Aufnahmen am Sonntag beendet sein.‹ (›Hildesheimer Allgemeine Zeitung‹).
Tage später, am 1.12.1938, war in der selben Zeitung zu lesen: ›Die Filmaufnahmen der Tobis wurden gestern, wie vorgesehen, mit Teilszenen am Langen Hagen, auf dem Marktplatz und abends auf dem Andreasplatz fortgesetzt. Besonders die Abendaufnahmen, denen auch Kreisleiter Vetter beiwohnte, hatten eine große Zuschauermenge gefunden. Heute wird wieder auf dem Andreasplatz gedreht; morgen sollen dann die großen Massenszenen begonnen werden, an denen SA, BDM und HJ teilnehmen.‹
Was während dieser Hildesheimer Dreharbeiten sonst noch geschah, in welchem politischen und gesellschaftlichen Umfeld das Film-Großprojekt Unsterbliches Herz realisiert wurde, hat der Publizist Hans- Jürgen Tast (Schellerten) in zeitgenössischen Quellen erforscht und zu einer Parallelmontage zusammengefasst. Dabei wurden u. a. auch aus dem ›HAZ‹-Archiv zwei Aufnahmen von Theo Wetterau abgedruckt, der seinerzeit das ›Tobis‹-Filmteam in Hildesheim fotografiert hat.

Veröffentlicht in:
›Aus der Heimat - Jahrgang 2008‹
hrsg. von Sven Abromeit
(Sonderdruck ohne ISBN, EUR 8,95)
Verlag Gebrüder Gerstenberg (Hildesheim)

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 23. Februar 2010 um 14:05 Uhr